
Ein gesunder Organismus reagiert auf krankmachende Reize mit abgestuften Temperaturerhöhungen - in akuten Fällen bis zu hohem Fieber, das eine außergewöhnliche Immunantwort zur wirksamen Bewältigung der Infektion einleitet.
In der Steuerung des Immunsystems spielt die Körpertemperatur eine zentrale Rolle. Fieber kann als ein zeitlich befristetes "immunologisches Sonderprogramm" der Natur gesehen werden.
Fieber als Reaktion auf eine Infektion kann nicht mit der Hyperthermie als physikalische Erwärmung des Organismus gleichgesetzt werden.
Dennoch kann die Erhöhung der Körperkerntemperatur durch Ganzkörperhyperthermie eine nachhaltige Stimulation eingeschränkter Immunaktivität im Fall von Infektanfälligkeit, bei chronischen Infektionen sowie in der antitumoralen Immunabwehr bewirken.
Auf der anderen Seite kann die moderate Ganzkörperhyperthermie einen antiinflammatorischen Effekt bei chronischen Entzündungen und Autoimmunerkrankungen entfalten. Hyperthermie kann zu einem "Reset" der Regulation des Immunsystem beitragen und dadurch chronische pathologische Dysfunktionen einer zu geringen oder zu hohen Immunaktivität überwinden.
Neuere ausführliche Reviews zu den Immuneffekten von Fieber und Hyperthermie sind OPEN ACCESS verfügbar:
Evans SS, Repasky EA, Fischer DT:
Fever and the thermal regulation of immunity: the immune system feels the heat.
Nat Rev Immunol. 2015 Jun; 15(6):
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4786079/
Repasky EA, Evans SS, Dewhirst M:
Temperature Matters! And Why it Should Matter to Tumor Immunologists.
Cancer Immunol Res. 2013 Oct 1; 1(4):
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3904378/
Neben den Immunwirkungen beeinflusst die Ganzkörperhyperthermie u.a. die Gewebeperfusion und den Muskeltonus. Durch die Entspannung auch tiefliegender Muskelschichten empfiehlt sich der Einsatz in der Behandlung chronischer Schmerzen des Bewegungsapparates.
Mit ihrem einfachen und natürlichen Behandlungsprinzip blickt die Ganzkörperhyperthermie auf eine Historie von Jahrtausenden zurück und zählt zu den ältesten Heilmethoden der Menschheit, die in den meisten Kulturkreisen bei verschiedensten Indikationen eingesetzt wurden - siehe "History of Fever therapy and Hyperthermia".
Medizinhistorisch hat die Ganzkörperhyperthermie im Bereich natürlicher Fiebertemperaturen, also bis ca. 40.5°C, ihre Sicherheit und ein sehr geringes Nebenwirkungsrisiko bewiesen, wenn grundlegende Kriterien der Indikationen und Kontraindikationen beachtet werden.
Wir sehen es als eine Verpflichtung, diese wertvolle Tradition zu bewahren und weiterzuentwickeln - als Basismodul naturheilkundlicher Konzepte und als Ergänzung konventioneller Therapien.
Dazu müssen selbstverständlich auch klinische Studien durchgeführt werden, um die Evidenzstufe zu erhöhen.
Die drei Intensitätsstufen der Ganzkörperhyperthermie (GKHT)
Subklinische, milde GKHT |
bis 38,5°C |
Fieberähnliche, moderate GKHT |
38,5 - 40,5°C |
Extreme GKHT |
> 40,5 - 42°C |