Hippokrates

 

"Das Fieber ist ein Heilstreben des Organismus gegen die Krankheit, es reinigt den Körper wie Feuer."

(Hippokrates, 460-377 v. Chr.)

 

Diese Hippokrates zugeschriebenen Zitate stehen häufig am Anfang von Präsentationen und Diskussionen zur Ganzkörperhyperthermie. Auch wenn diese Aussagen natürlich übertrieben sind, stammen sie ohne Zweifel von einem beobachtenden Arzt seiner Epoche, der zutiefst verwundert war über völlig unerwartete Veränderungen im Verlauf unbeeinflußbarer Erkrankungen nach Überstehen eines hohen Fieberzustandes, wohl meist einer akuten Infektion. Ähnlich äusserte sich der englische Arzt Thomas Sydenham im 17. Jahrhundert: "Fever itself is nature's instrument" - "Fieber ist ein Instrument der Natur".

Zahlreiche Kulturen des Altertums sowie Naturvölker wussten um die heilsamen Wirkungen der Erwärmung des Organismus, wofür heiße Bäder, heißer Sand und heißer Dampf benutzt wurden, z.B. in den bekannten Schwitzhütten der amerikanischen indigenen Völker, denen eine heilende Wirkung auf Körper und Seele zugesprochen wurde.

Vor der Einführung der antibiotischen und antiinflammatorischen Medikamente in der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Patienten bei manchen unheilbaren und lebensbedrohlichen Erkrankungen künstlich mit Erregern infiziert, um eine kräftige Fieberreaktion hervorzurufen. Wagner-Jaueregg erhielt 1927 den Nobelpreis für Medizin für die (teilweise) erfolgreiche Behandlung der progressiven Paralyse bei Neurosyphilis durch Malariainfektion. Er berichtete übrigens auch über Verbesserungen bei Depressionen.

Eine Verbindung zwischen Fieberreaktion und Tumorrückbildung wurde bereits 1866 durch W. Busch bemerkt, der Krebsrückbildungen bei Patienten mit schweren Erysipelen beobachtete.

Ein vergleichbarer Fallbericht über eine komplette Rückbildung eines Sarkoms ermutigte den amerikanischen Chirurgen W.B. Coley, eine Mixtur von Streptococcus erysipelatis und Bacillus prodigiosus, den sogenannten "Coley toxins" zu injizieren, womit er Rückbildungen bei bis dahin unbehandelbaren Krebserkrankungen erreichte. Coley gilt heute als "Vater der Krebs-Immuntherapie".

Bis in die 60er-Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts wurden pyrogene Substanzen (z.B. "Pyrifer" und "Vaccineurin") auch in der konvetionellen Medizin zur Behandlung chronischer Erkrankungen verwendet.

1957 publizierte Ferdinand Hoff, einer der anerkanntesten Internisten und Autor des damaligen Standardwerkes zur Inneren Medizin, das Buch "Fieber, unspezifische Abwehrvorgänge, unspezifische Therapie".

Die therapeutischen Effekte von "Fieberbädern" wurden ausführlich beschrieben unter anderem von Lampert, Schlenz, Devrient und Walinski, die insbesondere Patienten mit Infektionen und entzündlichen Erkrankungen behandelten.

Der Triumph der Antibiotika und Kortikoide - selbstverständlich äusserst segensreich in der Behandlung akuter Erkrankungen - unterbrach abrupt und beinahe vollständig diese lange therapeutische Tradition.

In Anbetracht der begrenzten Wirksamkeit und Nebenwirkungen der medikamentösen Therapien bei chronischen Erkrankungen, erscheint es als sinnvoll, das Konzept der Ganzkörperhyperthermie wiederzubeleben und zu erneuern.

Als Pioniere der modernen Ganzkörperhyperthermie gelten Manfred von Ardenne, der sein Augenmerk auf die Kombination von extremer Ganzkörperhyperthermie von ca. 42°C mit Hyperoxie und Hyperglykämie zur direkten thermischen Schädigung von Krebszellen richtete, und Martin Heckel, der sich auf Temperaturen im Bereich des natürlichen Fiebers zur Anregung bzw. "Reset" von Immunfunktionen bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen sowie auf die Schmerztherapie des Bewegungsapparates konzentrierte.


Medizinhistorische Literatur zur Fiebertherapie und Ganzkörperhyperthermie:

Ausgewählte Hyperthermie-Monographien der 80er Jahre:

 

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